Tag 7 – Ätna und Taormina

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8.35: Fast pünktlich nach germanischem Anspruch nimmt Tobias mit seinem Bus den Kampf mit dem sizilianischen Verkehr in den engen Gassen der hiesigen Ortschaften auf. Auf der Autobahn: Kleine Kollegstunde von Erminia zum Thema sizilianische Familientradition und Rollenverständnis der modernen Frau. Kernsätze von Erminia: „In jeder Familie haben Frauen das Sagen, sie geben aber genau darauf acht, dass die Männer das Gefühl haben, dass sie alles bestimmen dürfen. Das funktioniert prima, weil die Männer so einfach sind.“ (Gelächter im Bus – Kommentar von Erminia: das ist doch als Lob gemeint.) Erminia gibt einen kurzen Überblick über traditionelles Verhalten in der sizilianischen Familie und Frauenemanzipation „Ein Mann soll schon ein Mann sein, aber Studium, Beruf und Freiheit der Frau sind doch keine Revolution.“ „Sizilianische Männer sind eine Katastrophe positiv gesagt.“ Es stellt sich heraus, dass sie von der Beteiligung der Männer an der Hausarbeit spricht. „Die deutschen Männer machen doch alles im Haushalt.“ Schlussatz: „Wir sind aber dabei, ganz langsam alles aufzuholen.“

Abfahrt von der Autobahn bei Giarre: Wir fahren jetzt am Fuß des Ätna durch blühende Landschaften, Palmen, Olivenbäume, Zitronenbäume, blühende Obstbäume säumen unseren Weg. In Zafferane besichtigen wir eine Großimkerei, wo uns die junge Sizilianerin Alessia in charmantem Deutsch die Honigproduktion im Allgemeinen und das Profil ihrer Produktion im Besonderen erläutert.

Danach geht es durch Kastanienwälder und blühende Ginsterbüsche in Serpentinen weiter an der Südflanke des Ätna hinauf. Bald beginnt das Gebiet, das völlig von Lavageröll vergangener Ausbrüche bedeckt ist. Die offizielle Straße endet am Silvestri-Krater, wo wir uns trennen in Grüppchen, die den Krater umrunden und solche, die mit der Seilbahn noch auf 2600 m hinauffahren. Erstaunen bei Erminia: „Es ist April und wir haben 24° am Ätna“.

Auf der Fahrt vom Ätna nach Taormina Mittagspause auf dem ökologisch bewirtschafteten Landwirtschaftsbetrieb von Domenico. Domenico produziert in erster Linie Orangen, im Zusatzgeschäft auch Zitronen und Oliven. Zu sizilianischem Landwein serviert uns Domenico leckere Zitronenpasta. Danach kann man sich am Büffet weitere Spezialitäten des Landes holen. Bei einem kleinen Spaziergang zu den aktiv tragenden Orangenbäumen informiert uns Domenico über seine Orangensortenfolge, seine klimatischen, natürlichen und wirtschaftlichen Produktionsbedingungen: Für ein Kilo Orangen erzielte er in dieser Saison zwischen fünf bis acht Cent! Der Landwirt muss also allerhand aufbieten, um seine Existenz zu sichern. So bietet Domenico auch Ferien auf dem Bauernhof an. Für uns Touristen eine entspannende Stunde auf einem sizilianischen Bauernhof und ein authentischer Einblick in das Leben der Bevölkerung.

Ankunft in Taormina: Wir stellen fest, Taormina ist so schön, dass man gar nicht hinkommt. Bei unserer Ankunft ein verzweifelter Kampf um einen Busparkplatz. Letztendlich muss Tobias „italienisch“ parken. Mit Shuttlebus erreichen wir danach den Corso Umberto, die Flaniermeile von Taormina. Mit einem herrlichen Blick von der Piazza auf die tiefblaue Bucht von Naxos, beherrscht vom mächtigen Massiv des dampfenden Ätna (dem schönsten Panorama Siziliens) beschließen wir unser heutiges Tourismusprogramm. Schließlich bringt uns Tobias wohlbehalten wieder zu unserem Hotel, nachdem er vorher das perfekte italienische Hupen gelernt hat, um parkende Autos zu vertreiben, wobei ihm die durch das Hupen alarmierten Carabinieri behilflich sind. Vielen Dank, lieber Tobias für einen spannenden Tag Busfahren in Sizilien.

Text: Erwin Morgenthaler
Fotos: Mirjam Bartberger

3 Kommentare zu “Tag 7 – Ätna und Taormina

  1. Ruth Fehling

    Hallo alle zusammen,
    danke für den schönen Artikel!!! Und die unterhaltsamen Beobachtungen zur sizilianischen Familie … .
    Ich wünsche allen eine gute Heimreise.
    Viele Grüße, Ruth Fehling

  2. Antje

    Wow, Taormina sieht genauso aus, wie man sich ein typisch sizilianisches Dörfchen eben vorstellt. Tolle Bilder & tolle Berichte.. da beginnt man das Meer zu vermissen. Auch in die Orangen möchte man direkt reinbeißen!
    Eine schöne Restreise mit weiterhin tollem Wetter wünsche ich.

  3. Friedegund Halbgewachs

    Vielen Dank für den informativen Reiseblog, der uns ein wenig teilnehmen ließ
    an den eindrucksvollen Erlebnissen.
    Ich wünsche allen einen schönen Ausklang der Reise und eine gute Heimfahrt.

    Bis zum frohen und hoffentlich gesunden Wiedersehen
    Friedegund Halbgewachs

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